Fachsystematik Bücher

Einleitung

Die "Fachsystematik Bücher" der Universitätsbibliothek Paderborn (UB) dient als Gliederungsschema für die Aufstellung des Buchbestandes in den Freihandbereichen der UB. Da es möglich ist, im Katalog nach einzelnen 'Systemstellen' der Fachsystematik zu recherchieren, bietet sie eine von mehreren Möglichkeiten der sachlichen Recherche zum Bestand gedruckter Bücher in der UB.

Die Fachsystematik basiert auf der "Gesamt-Hochschul-Bibliotheks-Systematik" (GHBS), die durch Erlass des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen vom 26. März 1975 für die Aufstellung von Büchern in den damaligen Gesamthochschulbibliotheken Duisburg, Essen, Paderborn, Siegen und Wuppertal verbindlich eingeführt und von den Bibliotheken gemeinsam mit dem Hochschulbibliothekszentrum in Köln (hbz) weiterentwickelt wurde. Diese kooperative Weiterentwicklung wurde aufgrund eines Mehrheitsbeschlusses der o.g. Bibliotheken im Oktober 2004 eingestellt. Inhaltlich wurde diese Entscheidung damit begründet, dass sich die Systematiken der einzelnen Bibliotheken im Laufe der Zeit trotz Verpflichtung zur kooperativen Pflege teilweise deutlich auseinander entwickelt hätten und dass ein gemeinsames Vorgehen bei der in einigen Bereichen erforderlichen Überarbeitung nicht sinnvoll sei.

Seit Herbst 2004 passt die UB Paderborn ihre "Fachsystematik Bücher" kontinuierlich an die Entwicklung der Wissenschaft im Allgemeinen und die Lehr- und Forschungsschwerpunkte der Universität Paderborn im Besonderen an. Dabei hat sie u.a. zwei grundlegende Aspekte zu berücksichtigen: Zum einen gilt es, bei den Anpassungen, den Charakter der Fachsystematik als eine alle Wissenschaftsfächer berücksichtigende 'pragmatischen Universalordnung' beizubehalten. Zum anderen müssen Änderungsvorschläge, da sie in aller Regel mit sehr personalintensiven Umarbeitungen verbunden sind, in jedem Einzelfall kritisch unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten geprüft werden.

Insgesamt gibt es 35 Einzelsystematiken. Jede Einzelsystematik besitzt eine in aufsteigender Linie von 01 über 04, 07 usw. bis 94 vergebene Fachnummer, die bei der Aufstellung der Zeitschriften zugleich das Gliederungsschema darstellt. Die Fachnummern bzw. die aus drei bis vier Großbuchstaben bestehenden Notationen der einzelnen Systemstellen sind Bestandteil des Signaturensystems der UB.

Bei der Fachsystematik handelt es sich um eine enumerative Systematik. Der Notationsrahmen reicht von AAA bis ZZZZ (Drei- bzw. Vierbuchstabencode). Dieser Rahmen ist nicht vollständig ausgeschöpft, so dass innerhalb und zwischen den Einzelsystematiken in begrenztem Umfang Notationsreserven für Erweiterungen gegeben sind.

Vergleicht man die Einzelsystematiken inhaltlich miteinander, so fallen Fachsystematiken wie "Sonstige Philologien" und "Sonstige Gebiete der Technik" heraus, da sie schon vom Namen her kein einzelnes Fach zum Gegenstand haben. Vielmehr stellen sie eine Zusammenfassung mehrerer Disziplinen dar. Die Fachsystematik "Autoren Geisteswissenschaften" hebt sich gleichfalls von den übrigen einzelnen Fachsystematiken ab; sie gliedert sich nicht primär nach sachlichen Gesichtspunkten, sondern ordnet zunächst sehr grob chronologisch (Altertum, Mittelalter und Neuzeit), auf der zweiten Gliederungsebene alphabetisch nach den Namen von Autoren aus dem Bereich der Geisteswissenschaften.

Neben den Systemstellen enthält die Fachsystematik auch Verweisungen (als "Siehe-Verweisung" oder als "Siehe-auch-Verweisung"); es kann auf Stellen innerhalb derselben Fachsystematik sowie auf Stellen einer anderen Einzelsystematik verwiesen werden. Bei letzteren ist zur rascheren Orientierung zusätzlich der abgekürzte Name dieser Fachsystematik angegeben. Der abgekürzte Name besteht meist aus den drei Anfangsbuchstaben der Fachsystematik und ist aus dem Inhaltsverzeichnis zu ersehen.

Bei Fachsystematiken bzw. einzelnen Systemstellen mit Dreibuchstabencode wird als weitere Gliederungsmöglichkeit ein vierter Buchstabe benutzt, worauf in den Fachsystematiken in der Regel durch einen entsprechenden Klammerzusatz (z.B. "4B") hingewiesen wird. Dieser vierte Buchstabe kann in zwei verschiedenen Anwendungsformen auftreten:

  1. als Schlüssel mit festgelegter Bedeutung für eine ganze Einzelsystematik oder für mehrere Fachsystematiken;
  2. als alphabetische Reihung;

Zur Schlüsselung herangezogen wird der vierte Buchstabe einerseits beim "Personenschlüssel" der vier philologischen Fachsystematiken "Germanistik", "Anglistik", "Romanistik" und "Sonstige Philologien" sowie bei der Fachsystematik "Autoren Geisteswissenschaften". Hierbei ist zu unterscheiden zwischen dem "Allgemeinen Personenschlüssel" und dem "Speziellen Personenschlüssel". Der "Allgemeine Personenschlüssel" legt mit den Buchstaben A bis Z die Gruppierung der Primär- und Sekundärliteratur zu einem Autor fest. So erhält beispielsweise eine Ausgabe autobiographischer Schriften von Klopstock die Notation CLKC, eine Veröffentlichung über autobiographische Schriften Klopstocks dagegen die Notation CLKM. Denn die Grundnotation zu Klopstock ist CLK, und der vierte Buchstabe C bzw. M bedeutet "Primärliteratur: Autobiographisches. Briefe" bzw. "Sekundärliteratur: Biographie. Leben. Persönlichkeit". Bei der Codierung der Ausgaben einzelner Werke von Klopstock steht nach dem "Allgemeinen Personenschlüssel" der 1. Titel unter CLKD, ein Buch über diesen 1. Titel unter CLKU, weil mit D der 1. Titel einzelner Werke in der Primär- und mit U derselbe Titel in der Sekundärliteratur festgelegt ist:

Primärliteratur

A ... C
D Einzelne Werke: 1. Titel
E Einzelne Werke: 2. Titel
F Einzelne Werke: 3. Titel
G Einzelne Werke: 4. Titel
H Einzelne Werke: 5. Titel
I Sonstige Werke

Sekundärliteratur

J ... T
U Einzelne Werke: 1. Titel
V Einzelne Werke: 2. Titel
W Einzelne Werke: 3. Titel
X Einzelne Werke: 4. Titel
Y Einzelne Werke: 5. Titel
Z Sonstige Werke

Damit nun gesichert ist, dass der 1. bis 5. Titel einzelner Werke bekannter Autoren von den verschiedenen Anwendern einheitlich klassifiziert wird, gibt es zusätzlich zum "Allgemeinen Personenschlüssel" einen "Speziellen Personenschlüssel" für die Buchstabengruppen D bis H und U bis Y. In ihm ist für jeden dort aufgeführten Autor inhaltlich genau festgelegt, was als 1. bis 5. Titel einzelner Werke zu gelten hat. Demzufolge darf unter den Notationen CLKD und CLKU immer nur der "Messias" von Klopstock stehen.

Der "Fachschlüssel Geschichte" wird, wie schon der Name sagt, nur bei einer einzigen Fachsystematik angewendet. Er umfasst Formbegriffe wie "Bibliographien und Kataloge" und "Biographien", Sachbegriffe wie "Politik", "Gesellschaft" und "Wirtschaft". Dabei gilt die Regelung, dass eine eigene Stelle in der Fachsystematik Vorrang vor einer Position im Schlüssel hat: Biographien zur bayrischen Landesgeschichte sind daher nicht bei der Systemstelle LUD "Bayern allgemein (4 B: s. Fachschlüssel Geschichte)" unter Z = Biographien zu schlüsseln, sondern der Systemstelle LUG "Biographien zur bayrischen Landesgeschichte (4 B)" in alphabetischer Reihung zuzuordnen; d.h. der Anfangsbuchstabe des Namens der dargestellten Person wird als vierter Buchstabe der Grundnotation hinzugefügt. Auch der "Schlüssel zur Kirchen- und Dogmengeschichte" wird nur bei einer Fachsystematik, der "Religionswissenschaft. Theologie" angewendet, und zwar nur in dem Bereich "Kirchen- und Dogmengeschichte".

Der bei den Philologien fakultativ anwendbare "Wörterbuchschlüssel" ist mit seinen sechs Positionen der kleinste Schlüssel. ähnlich der "Gattungs- und Eppochenschlüssel".

Der "Länderschlüssel" gliedert sich in den Teil "Erdteile und Staaten" und den Teil "Bundesländer". Der Länderschlüssel gilt verbindlich nur für diejenigen Fachsystematiken bzw. Systemstellen, bei denen explizit "4 B: Länderschlüssel/Erdteile und Staaten" bzw. "4 B: Länderschlüssel/Bundesländer" angegeben ist. In allen anderen Fällen wird bei der entsprechenden Untergliederung von Systemstellen das Prinzip der alphabetischen Reihung angewendet. 

Anwendung findet der Anfangsbuchstabe als Gliederungselement insbesondere auch bei Personen. So gibt es z.B. sowohl in der Geschichtssystematik wie in den philologischen Systematiken neben den jeweiligen Schlüsseln auch die alphabetische Reihung, etwa bei "Biographien", "Gesammelten Werken" und "Festschriften".

Eine Variation stellen die Vierbuchstaben-Codierungen in der Rechtssystematik dar, durch die Quellen, Gesetzestexte und Kommentare herausgehoben und im Freihandbereich vor der Sekundärliteratur zu dem betreffenden Rechtsgebiet aufgestellt werden.

Interdisziplinäre Fragestellungen können nur in Form von Übersichten zu den in verschiedenen Einzelsystematiken vorhandenen Sachstellen dargestellt werden. Eine derartige interdisziplinäre Übersicht liegt bisher nur zum Thema "Umwelt und Umweltschutz" vor.

Bei Fragen oder Anregungen zur Fachsystematik wenden Sie sich bitte an das betreffende Fachreferat.

Literaturhinweis:

Walter Barton: Zwischen Einheitsklassifikation und Individualismus. Die Systematiken im Arbeitsverbund der Gesamthochschulbibliotheken NW. In: Medien und Archive. Beiträge zur Rolle moderner Archive in Information und Dokumentation. Hrsg. von Gerhard Mantwill. Pullach 1974, S. 302-313; erweiterte Fassung: Walter Barton und Gisela Scheele: Das Aufstellungssystem. In: Bibliotheksverbund in Nordrhein-Westfalen. Planung und Aufbau der Gesamthochschulbibliotheken und des Hochschulbibliothekszentrums 1972-1975. Hrsg. von Klaus Barckow, Walter Barton, Antonius Jammers, Roswitha Schwan-Michels und Gisela Süle. München 1976 (=Bibliothekspraxis, 19), S. 167-184; elektronische Veröffentlichung. Hrsg. von Dietmar Haubfleisch. Paderborn: Universitätsbibliothek, 2013: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:466:2-11113

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